Interview Smeets Ferry: „Fährtransport ist eine ganz andere Geschichte geworden“

„Die Arbeit hat sich völlig verändert, mit viel mehr Verwaltungsaufwand“, antwortet Geschäftsführer Lucien Stötefalk auf die Frage, was der Brexit für Smeets Ferry bedeutet. „Ohne die richtigen Vorbereitungen kommt man in den Niederlanden nicht mehr auf das Terminal und im Vereinigten Königreich kann man es nicht mehr verlassen. Fährtransport ist eine ganz andere Geschichte geworden“, Smeets Ferry hat für die ganzen Verwaltungsaufgaben zwei, drei zusätzliche Leute eingestellt. „So sorgen wir dafür, dass unsere Planer weiter gut ihre Planungsarbeit machen können.“ 

Geschwindigkeit ist im Fährverkehr essenziell. Durch den Brexit hat sich die Umlaufgeschwindigkeit in jedem Fall reduziert, stellt Stötefalk fest. Durch die Anschaffung von hundert zusätzlichen Trailern, teilweise auch aus Wachstumsgründen, wird dies durch Smeets Ferry aufgefangen. „Wir haben außerdem einmal kritisch analysiert, welche Ladung wir transportieren wollen und welche nicht. Sammelguttransporte haben wir vollständig eingestellt. Die Gefahr von Verzögerungen ist einfach zu groß.“

Gute Informationen essenziell

Smeets Ferry erledigt keine Zollangelegenheiten oder Voranmeldungen bei den Terminals über Portbase. Dies überlässt das Unternehmen den Kunden selbst. „Für uns ist es jedoch sehr wichtig, dass der Kunde die Informationen gut anliefert. Die Zollbehörde verlangt, dass die Ladung exakt beschrieben wird (Verpackung, Anzahl Kolli, Gewicht). Sonst bekommt man Probleme, insbesondere bei Importen in die Niederlande. Wenn die Angaben im Manifest und in der Einfuhrerklärung nicht übereinstimmen, entsteht ein Mismatch, das hinterher viel Recherchearbeit erfordert. Kurz nach dem Brexit war das ein Drama. Inzwischen ist die Zahl der Mismatches bei uns minimal.“

„Bei dem aktuellen Mangel an Fahrern können wir es uns nicht erlauben, dass ein LKW und Trailer unnötig stillsteht“, fährt Stötefalk fort. „Die Kunden wissen deshalb, dass wir den Trailer abkoppeln und die Kosten weitergeben, wenn sie die korrekten Unterlagen nicht rechtzeitig anliefern. Wenn wir nach einiger Zeit bei einem solchen Kunden keine Verbesserung feststellen, dann verabschieden wir uns von ihm. Zum Glück sind das absolute Ausnahmen.“

Automatisierung hilft

Wegen des Brexit hat Smeets Ferry auch den Automatisierungsgrad erhöht. „In unserem Planungssystem ist jetzt auch automatisch sichtbar, wenn alles für einen Trailer auf Grün steht und dieser auf das Terminal gebracht werden oder es verlassen darf. Vorher mussten wir uns für diese Informationen ständig in Portbase einloggen, bzw. auf der britischen Seite in Destin8. Das bedeutete für eine Person jeden Tag 5-6 Stunden Arbeit. Jetzt geschieht dies automatisch.

Schneller Transport über Rotterdam

Alle Transporte von Smeets Ferry ins Vereinigte Königreich laufen über den Hafen von Rotterdam. Stötefalk saß im Projektteam von Get Ready for Brexit, in dem sich alle Glieder der Logistikkette bei den Vorbereitungen auf den Brexit für einen weiterhin schnellen Transport über die niederländischen Häfen eingesetzt haben. „Ich denke, dass wir mit dieser Zusammenarbeit als BV Niederlande etwas Besonderes geschafft haben.“ Das bedeutet nicht, dass alles immer gut abläuft. „GVMS/GMR bereiten auf britischer Seite noch immer ab und zu Probleme, der Kunde gibt eine falsche oder unvollständige Nummer ein, es gibt eine Störung bei der Zollbehörde… In diesen Fällen muss immer gepuzzelt werden, um das Problem zu lösen. Auch dafür brauchen wir unsere zusätzlichen Mitarbeiter.“

Von aktuellen Problemen, wie auf der Strecke Dover – Calais, bleibt Smeets Ferry dank der Entscheidung für Rotterdam verschont. „Die große Herausforderung ist die Terminalkapazität. Die Trailer dürfen dort nicht unnötig stillstehen. Ansonsten gerät alles ins Stocken. Wir haben die Terminals nachdrücklich dazu ermuntert, die entstehenden Kosten weiterzugeben, sodass der Kunde in Bewegung kommen muss.“

Schwierige erste Monate

Rückblickend zieht Stötefalk das Fazit, dass die ersten Monate nach dem Brexit schwierig waren, sich die Situation inzwischen aber deutlich verbessert hat. „Das transportierte Volumen war in der Anfangszeit deutlich kleiner. Auch die Zollabfertigungen sorgten für Verzögerungen. Nach jahrelanger Vorbereitung war doch noch nicht jeder vorbereitet. Dank der von uns getroffenen Maßnahmen haben wir es bei Smeets Ferry schnell wieder in gute Bahnen gelenkt. Mit den hundert zusätzlichen Trailern kommen wir auf insgesamt 500, und wir möchten weiter wachsen.“